15.12.2003

Der dritte Freihafen. Wir können uns wohl immer noch nicht zum Optimismus durchringen, denn wieder versammelten wir uns ab halb acht am Stehtisch im Café, starrten gebannt auf die Eingangstür... Und sie kamen, trotzen dem kalten Wetter, den anstehenden Weihnachtsfeiern. Es gab viele inzwischen vertraute Gesichter wie auch einige neue, im Publikum ebenso wie bei den Vorlesenden.

Das Thema des Abends: „Rituale“. Trotz der Jahreszeit gab es wenig zu Weihnachtsritualen, dafür viel zu Geburtstagsriten. Auch gänzlich anderes blitzte auf – Grüße, Beziehungsrituale, Ende und (k)ein Neuanfang, gar Polizei-Rituale. Die Texte fanden durchweg den Applaus des Publikums, in der Pause wurde heiß diskutiert und spekuliert, was dann auch nach dem Ende der Veranstaltung eine Fortsetzung fand.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an all diejenigen, die sich immer wieder oder auch zum ersten Mal bei uns auf die Bühne trauen – und stets wirklich gute Texte mitbringen! Und natürlich gilt unser Dank auch denen, die „nur“ zuhören, denn was wäre eine Bühne schon ohne ein Publikum...

Es lasen:

Daniel „Du hast ja ein Ende vor Augen“: über absurde Rituale, mit denen Menschen sich beschäftigen, wenn es auf ein Ende zugeht und das Neue noch ungewiss ist.

Katrin „Mein Mann“ und „Margherita“: über Beziehungsrituale, ersteres in Gedichtform über das Tier in der Frau, zweiteres eine Geschichte zu dem was passieren kann, wenn eine Frau sich in einer Beziehung langweilt, spürt, dass sie als zu selbstverständlich angenommen wird.

Karin „Der Gruß“: über ein vertrautes Ritual in einer ungewohnten Umgebung, was wiederum Rätsel aufgibt.

Matthias „Das Gebet“: über den ungewöhnlichen Umgang eines Polizisten mit einem Problemfall...

Arjen „Geburtstag“: über all die Zustände, in die man so im Verlaufe eines solchen Tages verfällt.

Ralf „Kaffeezeit“: über eine Geburtstagseinladung, daran geknüpfte Erwartungen, appetitanregende Vorfreude und die Folgen.

Barbara „Heute nicht“: über Beziehungen und sich Zeit geben, um den anderen vermissen zu können.

Ingeborg „All-Tag“: über Rituale im alltäglichen Einerlei einer Beziehung, die plötzlich aus den Fugen geraten.

Stefan "Familientreffen": ein Gedicht über sorgsam bewahrte Riten beim Aufeinandertreffen der Familie, damit es auch ein nächstes Mal gibt und „Gedanken zur Zeit“: ein zweites Gedicht über Weihnachts- und Konsumrituale.

Maike „Briefe“: über einen Aufbruch, der eigentlich eine Flucht ist, dann aber doch zu einem Neuanfang führt, wobei Briefe und eine alte Frau wesentlich helfen.



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