Stefan Welke

URLAUB

Morgenluft wittert

Schwalbenkreischen unterm Fenster.

Motoren dröhnen taktvoll

zum Gähnen der Passagiere.

Erster Augenaufschlag,

ein Gedanke,

folgt dem Nachbarn

die Straße entlang

zum Bäcker.


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Georg Götz

SONNENSONNTAG

Als er aufwachte, gelbte die Sonne den Himmel so warm, dass er gar nicht hinausschauen wollte. Deshalb dunkelte er im Früh, stückte sich ein Brot und kaffte den Genuß. Die Blättergrünen, die von der Straße auf die Bäume hingen, wedelten ihm Gute Tage zu und flinkerten im Wind. Der Gehsteig lief seine Füße auf der Straße und seine Geräusche ohrten sich in die Nachbarn, denn der Casettenrecorder hatte ihn mitgenommen. Er sinnte die Länge der Straße auf die Stunde und dachte, dass er vielleicht zum Floh marktete. Dort fiel er in eine Kiste mit CDs, die sich in ihm mit ihrer Musik suhlten, und fand erst nach einer halben Stunde den Ausgang in ein Cafe. Er tischte sich zu dem Sitz, der unter einem Mädchen stuhlte und gesichtete sie an. Schwupp, da hatte die Straße schon das Mädchen gefangen und lief es weg. Daher bierte er sich einen in den Kopf und streckte seine Sinne zum Himmel. Als der Himmel sich in Wasser verwandelte und einfach herunterfiel, war er der einzige, der in der Spritz gischte. Er freundschaftete den Asphalt, bodete sich in die Pfütze und ortete die Flucht. Er buste sich in den Sitz eines Dinges das am Rand straßte. Menschen zischten an den Scheiben vorbei. Die Geschwindigkeit war hoch. Die Geschwindigkeit in seinem Kopf klopfte das Hirn an die Fensterscheibe. Die Menschen lasen seine Gedanken. Er ging durch die hohe schmale Scheibe nach draußen und blaute den Himmel so, dass es aufhörte zu wassern und zu grauen. Er pinkelte seine Blase an ein Haus gut. Die vorbeifahrenden Autos wurden grün und hielten. Da rannte er die Schnelligkeit in Grund und Boden und wegte sein Haus nach der Richtung, die seine Füße gingen. Er türte den Schlüssel, treppte die Steige und legte seinen Körper auf das Bett seiner Träume.

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Berk Bergen

ENDLICH URLAUB

Berta bibbert am ganzen Körper. Morgen verreisen - und noch nicht gepackt, das schmutzige Geschirr gestapelt in der Küche, die Müllberge den Türausgang versperrend. Würde das gutgehen?

Nur Mut, Berta: Wozu Sachen packen, wozu diese überflüssige Säuberung und Beseitigung völlig überflüssiger Gegenstände - morgen würde ja doch alles anders sein, morgen am Strand von Kakalonien.

Eine kleine Tasche genügt und ein größeres Handtuch. Und etwas Geld natürlich, ausreichend für die Zeit bis zum Aufreißen eines zahlenden Verehrers. Und dann endlich raus aus der Bruchbude, hinein ins nahegelegene Stammlokal, in eine der Spelunken, die bis zum frühen Morgen geöffnet sind. Denn der Flug ist erst 6 Uhr 30 ab Berlin-Dudelbums, dem neuen Großflughafen vor der Stadt.

Völlig benommen übersteht Berta die Wartestunden, voll wie eine Strandhaubitze. Bevor sie fliegt, wird ihr bewußt, daß sie schon geflogen ist - auf die Schnauze. Blutverschmiert nimmt sie grölend ihren Platz ein. An mehr kann sie sich nicht erinnern.

Vom hochgelegenen Balkon des fraulichen (anstelle herrlichen) Hotelzimmers blickt sie in die Gegend. Ein scheußlich blauer Himmel sticht ihr ins Gesicht. Unmöglich, diese Bläue, diese Hitze, diese fettig-verschwitzten FKK-Leiber am Strand von Kakalonien. Der Sand scheint gleißend hell und heiß und wenn sie - Berta - nicht alles täuscht, kocht der dort unten auf dem Bauch liegende Schnauzbart gerade seine Eier. In dem Moment springt der Betrachtete wie von der Tarantel gestochen auf und wirft sich in das kalte, klare, bewegte Wasser. Unterhalb des Bauches spritzt es fontänenhaft auf - gut abgeschreckt, bemerkt Berta süffisant lächelnd.

Angeekelt wendet sie sich ab, betritt das Zimmer, ihre kargen Klamotten abstreifend, tätschelt ihre prallen Brüste und beschließt, den Rest der Ferien im Bett zu verbringen. „Ganz allein” weint sie in die Kissen.


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